Analysen zum Zusammenhang der subjektiven IKT-Kompetenz mit sozialer Teilhabe bei älteren Onlinern: Ergebnisse einer Befragungsstudie während der Corona-Pandemie
Anna Schlomann & Hans-Werner Wahl
Universität Heidelberg
E-Mail: schlomann@nar.uni-heidelberg.de
Um die Bedeutung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der Corona-Pandemie zu beurteilen, stellt sich die Frage, inwiefern ein kompetenter Umgang mit IKT im höheren Alter nicht nur das Aufrechterhalten direkter Sozialkontakte unterstützen, sondern auch zu einem generellen Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe beitragen kann.
Dies wird auf Basis einer Befragungsstudie während der Corona-Pandemie (n=565) untersucht, wobei eine Teilstichprobe älterer Onliner (n=384, Ø-Alter: 72.4, Range: 65-94) betrachtet wird. Die Einschätzung der IKT-Kompetenz basiert auf einer Selbsteinschätzung der Befragten (Schulnoten). Teilhabe im sozialen Nahraum wird anhand von Veränderungen in Interaktionen mit Familie/Freunden (viel weniger-viel mehr) und der Zufriedenheit mit Sozialkontakten während der Corona-Pandemie (7-stufige Likert-Skalen) erfasst. Das Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe wird durch die Konstrukte Obsoleszenz (Brandtstädter & Wentura, 1994, α=.79) und Anomie (Gümüs et al., 2014, α=.88) gemessen.
Die Ergebnisse zeigen signifikant positive Zusammenhänge zwischen der IKT-Kompetenz und allen untersuchten Maßen sozialer Teilhabe mit stärkeren Zusammenhängen für internetbasierte IKT und dem Gefühl gesellschaftlicher Teilhabe. Bei höheren IKT-Kompetenzen besteht ein intensiverer digitaler Kontakt zu Familie/Freunden.
Die Befunde unterstützen bestehende Erkenntnisse zum positiven Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher und digitaler Teilhabe (z.B. Olsson et al., 2017; Seifert et al., 2018), die anhand von Befragungsdaten während der Corona-Pandemie gezeigt werden. Die Wichtigkeit von IKT-Kompetenz für soziales Wohlbefinden insbesondere in Krisenzeiten wird hierdurch hervorgehoben.
1 Netzwerk AlternsfoRschung (NAR), Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften, Universität Heidelberg
2 Forschungsmethoden nach dem Mixed-Methods-Ansatz, Fakultät für Erziehungs- und Sozialwissenschaften, PH Heidelberg
3 Institut für Psychologie, Fakultät für Verhaltens- und Empirische Kulturwissenschaften, Universität Heidelberg
Referenzen
Brandtstädter, J., & Wentura, D. (1994). Veränderungen der Zeit- und Zukunftsperspektive im Übergang zum höheren Erwachsenenalter: entwicklungspsychologische und differentielle Aspekte. Zeitschrift für Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie, 26, 2-21.
Gümüs, A., Gömleksiz, M., Glöckner-Rist, A. & Balke, D. (2014). Anomie. Zusammenstellung sozialwissenschaftlicher Items und Skalen [Anomie. Compilation of social science items and scales.]. doi: 10.6102/zis145
Olsson, T., Samuelsson, U., & Viscovi, D. (2017). At risk of exclusion? Degrees of ICT access and literacy among senior citizens. Information, Communication, & Society, 5, 1–18. doi: 10.1080/1369118X.2017.1355007
Seifert, A., Hofer, M., & Rössel, J. (2018). Older adults’ perceived sense of social exclusion from the digital world. Educational Gerontology, 44, 775–785. doi: 10.1080/03601277.2019.1574415